Montag, 22. November 2010

Totensonntag ganz lebendig (+ Sonntagsbüdchen Nr. 15)

Am Totensonntag hatten gestern erstaunlich viele Büdchen in Köln geschlossen. Auch das hier im Blog. Heute macht erscheint es dafür ausnahmsweise am Montag. Es ist ein sehr lebendiges Büdchen aus der Südstadt, das einen schönen Kontrast zum Totensonntag herstellt.


Den Totensonntag habe ich mit einem Konzert dieses wunderbaren Chors aus Köln verbracht. Es fand statt in der Kirche St. Maria vom Frieden, die zu einem Kloster gehört, in dem weltabgewandte Nonnen leben. Und weltabgewandt ist durchaus wörtlich zu verstehen. Kloster und Kirche liegen so versteckt, dass bei Street View nicht einmal eine Verpixelung nötig ist, um beides von der Straße aus nicht zu sehen.


Das ist schade. Denn die Kiche St. Maria vom Frieden ist wirklich wunderschön.


Der Chor sang eine die Bach-Kantate "Ich hatte viel Bekümmernis", die mit Schlagwörtern wie "Seufzer, Tränen, Kummer, Not, Furcht, Jammer und Schmerz" ihrem Namen sehr gerecht wird und ausgezeichnet zu den besonders blutigen Kirchenfiguren in St. Maria vom Frieden passte. (Aber selbstverständlich mit "Alles wird wieder gut, bald ist ja Advent"-Trompetengeschmetter endete.)


Hervorheben möchte ich folgenden gesungenen Dialog aus der Kantate, der bei meinen Sitznachbarinnen für Erheiterung sorgte. Ein Tenor singt "Die Seele", ein Bassist singt "Jesus". Aus heutiger Sicht hat der Dialog tatsächlich eine gewisse Komik.

Seele: Komm mein Jesus und erquicke.
Jesus: Ja, ich kommeund erquicke.
Seele: Und erfreu mit deinem Blicke.
Jesus: Dich mit meinem Gnadenblicke.
Seele: Diese Seele...
Jesus: Deine Seele...
Seele: ...die soll sterben...
Jesus: ...die soll leben...
Seele: ...und nicht leben...
Jesus: ...und nicht sterben...
...
Seele: Ich muss stets in Kummer schweben.
Jesus: Heil! Durch diesen Saft der Reben.

In einer anschließendenden Diskussion waren wir uns nicht einig, ob Jesus dazu aufruft, Kummer im Wein zu ertränken.

Dass meine Sitznachbarinnen allerdings "Hurz!" riefen, als der Chor "Das Lamm" sang, ging dann doch entschieden zu weit.

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