Donnerstag, 10. Februar 2011

Berlinale 2011 - Cineastisches Tagebuch in Text und Bild (2)


Applaus für die Coen-Brothers.



Die beiden Hollwood-Genies präsentieren in diesem Jahr den Eröffnungsfilm der Berlinale. Und er ist großartig – was sonst kann man von Hollwood-Genies erwarten.


True Grit handelt von einem 14-jährigen Mädchen namens Mattie (Hailee Steinfeld), das im Wilden Westen den Mörder ihres Vaters umbringen will. Dafür heuert Mattie einen undeutlich sprechenden Westernhelden an, der von Jeff Brdiges gespielt wird und zu Beginn des Films wegen Mordes angeklagt ist. Ein Westernheld muss sich für Morde rechtfertigen? Tatsächlich ist True Grit – der Film basiert auf einer Romanvorlage, die schon enmal mit John Wayne verfilmt wurde – eine Westerndemontage. Westernhelden gibt es nicht, Westernklischees werden auseinander genommen. (Ein Cowboy beißt sich bei einem stinknormalen Stunt die Zunge durch – das hätte es bei John Wayne nicht gegeben.) Das 14-jährige Mädchen entlarvt das Cowboydasein als kindisches Machotum. Ein sehr unterhaltsamer Film mit großen und großartigen Bildern und einer kleinen und großartigen Hauptdarstellerin.


Bei der Pressekonferenz gaben sich die Coens – und die Schauspieler Jeff Bridges, Josh Brolin und Hailee Steinfeld – so, wie man es von Amis in Film-Pressekonferenzen gewohnt ist. Sie rissen Witze, hatten gute Laune und taten so, als wäre das, was sie tun, keine wirkliche Arbeit.
Die Coens beteuerten immer wieder, dass ihr Film gar nichts sein will außer eine Romanadaption. Den Film mit John Wayne würden sie nicht kennen und überhaupt: "Wir haben nicht darüber nachgedacht, dass wir einen Western drehen", sagte Joel Coen. Und Josh Brolin nutze das – ganz der Ami – als Steilvorlage für einen Gag: "Wir denken erst über den Film nach, seit ihr uns Fragen darüber stellt."

Die Pressekonferenz war völlig überlaufen, und ich habe permanent – wie etwa 100 andere Leute auch – meinen Finger in die Höhe gereckt, um eine Frage zu stellen. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und die Coens endlich fragen, was ich sie schon immer fragen wollte: "Wie kann es sein, dass ihr in der Zeit, in der ich ein Drehbuchschreibe zwei Meisterwerke fertigstellt und in die Kinos bringt? Könnt ihr mir den Trick sagen, wie man in sechs Monaten ein Meisterwerk schreibt? Und das Jahr für Jahr?"
Ich wurde leider nicht drangenommen und durfte keine Frage stellen. Wahrscheinlich hätten die Coens geantwortet, sie wüssten nicht, wie sie das machen. Und dass sie sich sowieso gar keine Gedanken übers Drehbuchschreiben machen. So sind Genies eben. Erst recht, wenn sie aus Amerika kommen.

Am Morgen stellte sich die Internationale Jury auf einer Pressekonferenz vor. Nachdem Isabella Rossellini – Jurypräsidentin – die Fragen beantwortet hatte, die sie wohl immer beantworten muss ("Wie fühlt es sich an, die Tochter von Ingrid Bergman zu sein", "Sind Sie stolz, Jurypräsidentin zu sein"), wurde an Jafar Panahi gedacht.

Der iranische Regisseur sitzt in seinem Heimatland im Gefängnis und hat ein 20 Jahre langes Berufsverbot auferlegt bekommen. Das alles, weil er in der Wahl 2009 die Oppositionsbewegng gegen Ahmadinedschad unterstützt hat. Panahi hat einen Sitz in der Berlinalejury, der demonstrativ für ihn freigehalten wurde. Rosellini sagte dazu den wichtigen Satz: "Der leere Stuhl macht Panahi auf dem Festival präsent. Und so wird uns auch präsent, dass die Sprechfreiheit die Basis für die Kunstfreiheit ist, ohne die wir nicht hier wären."


Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, das diesjährige Berlinale-Plakat in einem Muster zu gestalten, das für Kameras völlig ungeeignet ist? Nicht umsonst ist es Tagesschau-Sprechern verboten, gestreifte Hemden zu tragen.



1 Kommentar:

  1. Mein liebster Satz ist der letzte ;)

    Gestreifte Plakate und Hemden... sehr schön - oder eben nicht!

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