In dieser
letzten Szene wird eindrucksvoll das zentrale Thema des Films zusammengefasst,
das Peter Jackson immer wieder sehr bewusst einsetzt: Das Kleine (Drossel)
beeinflusst das Große (Drache). "Der
Hobbit" ist voll mit weiteren Beispielen, ich will einmal ein paar aufzählen, die mir von der dreistündigen
(und mit 48 Bildern pro Sekunde doppelt so schnellen) Achterbahnfahrt in Erinnerung geblieben sind:
- Ein
kleiner Winddrache kündigt gleich zu Beginn die
Ankunft des großen Drachen Smaug an.
- Gandalf
zeichnet ein kleines Symbol auf Bilbos Tür und löst so einen großen Zwergenansturm aus.
-
Radagast entkommt mit seinen kleinen Rennkaninchen den großen und mächtigen Wargen.
- Der
Orkkönig ruft mit dem kleinsten Ork der unterirdischen Stadt seinen mächtigsten
Krieger herbei.
- Gandalf
vertreibt mit kleinen brennenden Tannenzapfen die große Ork-Angriffswelle.
- Gandalf
ruft mit einem kleinen Schmetterling die mächtigen Adler herbei.
- Bilbos
Schwert Stich ist die kleinste Waffe im Film ("Brieföffner" wird sie an einer Stelle genannt), hat aber die
mächtigste Wirkung.
- Natürlich gibt es da noch den kleinen aber mächtigen Ring.
Und so
weiter. Alle Beispiele spiegeln das Grundthema des Films wieder: Bilbo ist ein
kleiner Hobbit, dem von Gandalf mächtige Taten zugetraut werden. Etwa in der Mitte des Films fragt Galadriel Gandalf, warum er "den
Halbling" für die Mission ausgewählt hat. Gandalf hat keine rechte Antwort, doch natürlich weiß er in seinem Herzen, dass die
kleinsten Dinge die mächtigsten Wirkungen entfalten
können. Das ist das Thema des
Films - Thorin Eichenschild glaubt nicht, dass der kleine Hobbit irgendeinen
Nutzen haben kann. Bilbo glaubt es ja selbst nicht einmal. Am Ende hat er sich
selbst und den Zwergen bewiesen, dass er tatsächlich
das Potenzial hat "der Meisterdieb" zu sein, den Gandalf in ihm
sieht. Jetzt hat Bilbo noch zwei Filme lang Zeit, dieses Potenzial auch auszuschöpfen.
Man kann
sogar sagen, dass die Regel formal eingehalten wird. Das kleine Buch "Der
Hobbit" entfaltet sich zu einer gigantomanischen Geschichte über drei Filme. Das mag übertrieben
sein, mir gefällt die epische Länge des ersten Films. Es ist doch wunderbar, dass hier tatsächlich das Experiment versucht wird, wirklich ALLES aus
einem Buch zu verfilmen und auf nichts zu verzichten. Ich habe mir als Kind oft
gewünscht, dass meine Lieblingsbücher in all ihrer Reichhaltigkeit und Komplexität ihre Leinwand-Entsprechung finden. Peter Jackson gelingt
beim "Hobbit" das Kunststück, den Roman komplett
abzubilden und die Story trotzdem in eine filmische Dramaturgie zu packen. Das
gelingt vor allem, weil er sich des zentralen Themas dieses ersten Teils der Reihe
bewusst ist und wie oben erläutert dieses Thema immer
wieder in verschiedenen Variationen nutzt und darstellt. Der Film handelt von den
kleinen Dingen, die Großes bewirken – und zwar konsequent von der ersten bis zur letzten
Einstellung. Daher wirkt der Film dicht, rund und kurzweilig, obwohl er drei
Stunden lang und eigentlich nur Teil einer Geschichte ist.
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