Eine kleine Laien-Kritik vielleicht: Die Ausstellung zeigt weniger die berühmten Comic-Bilder von Roy Lichtenstein als Parodien, die er von den Werken anderer großer Künstler gemalt hat. So hat Lichtenstein (und wer wusste das schon?) etwa Bilder von Picasso, Magritte oder Dalí persifliert und in seinem eigenen Pop-Art-Stil, der vor allem durch den imitierten Raster-Druck...
Apropos imitierter Raster-Druck! Nach der Ausstellung war mein Respekt vor Lichtensteins Werk ganz schön angeschlagen. Es ist nämlich so, dass meine Mutter mir als Kind einmal erzählt hat, dass Lichtenstein so malt, wie in der Zeitung gedruckt wird. Sie hielt eine aktuelle Ausgabe der Tageszeitung neben ein Lichtenstein-Bild. In den 80ern war der Zeitungsdruck noch deutlich grober als heute (Verhältnis etwa iPhone Classic zu iPhone 4), da konnte sogar ein Siebenjähriger die Parallelen erkennen. Ich war völlig fasziniert davon, wie jemand mit der Hand! mit einem Pinsel!! aus dem Kopf!!! kleine Punkte so anreihen konnte, dass ein Bild zu sehen ist, wenn man einen Schritt zurück tritt.
Lichtenstein war für mich das "Tupf-Genie". Ich stellte mir vor, wie er nur mit einem Pinsel in der Hand fünf Zentimeter vor der Leinwand steht, Punkt an Punkt reiht, am Abend dann zurücktritt und stolz feststellt, dass sich aus der Punkterei ein Bild ergibt. Ich habe das dann auch ausprobiert und fünf Zentimeter vor meinem Zeichenblock sitzend Punkt an Punkt gereiht, doch bei mir kam nur eine anarchistische Punkteversammlung heraus, die sich weigerte, sich stimmig aufzureihen. Meine Güte, musste dieser Lichtenstein ein Genie sein!
Heute weiß ich es besser. Am Ende der Ausstellung sind Lichtensteins Werkzeuge ausgestellt. Er hat gepfuscht. Denn um die Punkte gleichmäßig anzuordnen, hat er Schablonen benutzt! Schablonen!!!
Im Museum Ludwig habe ich am Wochenende ein Stück meiner kindlichen Naivität verloren.
Die Ausstellung lohnt sich trotzdem.
Geht hin. Und wenn ihr ein Stück Naivität findet, wisst ihr, wo ihr es abgeben müsst.
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