Samstag, 31. Juli 2010

Roboter und ihre Kinder


Gesehen im: Off Broadway, Köln, 25. Juli, 20.45 Uhr
Gesehen mit: einem Freund und dem ersten großen Regeneinbruch seit vielen Tagen vor der Tür

Auf dem Mond leben ein Astronaut und der Roboter Gerty. Letzterer könnte der Sohn von Wall-E und Hal sein, wenn Roboter Kinder kriegen könnten. Außerdem würde sich dann die Frage stellen, wer von beiden die Mutter ist. Wall-E ist ja eindeutig ein Mann, schließlich verliebt er sich in einen weiblichen iPod. Und wenn Hal eine Frau wäre, wäre sie wohl eine Rotlicht-Femme Fatale. Das wiederum würde eine ganz neue Perspektive auf Kubricks "2001" werfen - und wer weiß, vielleicht ergibt das kryptische Ende des Films plötzlich einen Sinn, wenn man sich vorher Hal als Frau vorstellt.

Jedenfalls wäre Gerty eindeutig mehr nach Hal gekommen. Der eckige Roboter lässt zwar ständig Smileys in einem kleinen Bildschirm aufblinken, um Emotionen zu zeigen, doch gerade das und die unangenehm einschmeichelnd klingende Stimme von Kevin Spacey (bzw. seines deutschen Synchronsprechers) sorgen dafür, dass der Zuschauer ihm sehr schnell nicht mehr trauen mag.

Gerty leistet Sam Bell (Sam Rockwell) Gesellschaft, der irgendwann in der Zukunft auf einer Mondstation dafür zuständig ist, eine Raffinerie zu überwachen, die Helium-3 abbaut, woraus auf der Erde Energie gewonnen wird. (Die Kerle, die Sam da hoch geschickt haben, scheinen Gerty auch nicht wirklich vertrauen, sonst könnten sie den Roboter auch allein alle Arbeit erledigen lassen und Sams Gehalt einsparen...) Viel mehr über die Handlung darf man eigentlich nicht verraten, weil man sonst gezwungen ist, kräftig zu spoilern. (Wie hat man eigentlich Filmkritiken zu "The Sixth Sense" hinbekommen, als das Wort Spoiler im Deutschen noch nicht etabliert war?)

Regisseur Duncan Jones, war mal Musikvideo-Macher und ist immer noch David Bowies Sohn, hat ein Kammerspiel inszeniert, bei dem man schon früh ahnt, dass es die philosophischen Fragen des Lebens behandeln wird. Das lässt sich wohl auch kaum verhindern, wenn das Personal lediglich aus einem Mann im Weltraum besteht. Es geht um Identität, die Sinnfrage und tiefsitzende Ängste. Das funktioniert auch lange sehr gut, doch gegen Ende wird immer deutlicher, dass der Film seine 2001esken (das nenne ich mal ein Wort!) Ansätze nur ankratzt und sich um zwei oder mindestens eine Wendung herumdrückt.

Das schmale Budget von fünf Millionen Dollar sorgt dafür, dass es keine CGI-Effekte zu sehen gibt. Alles auf dem Mond - und natürlich auch der Mond selbst - sind Modelle. Und die entfalten, unterstützt von einem tollen Filmscore, eine wunderbare Atmosphäre, in der sich eher Wall-E als Hal wohlfühlen würde.

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