Samstag, 25. September 2010

Gleichzeitig staunen und verzweifeln


Verschönert euch das Wochenende mit diesem zauberhaften Kurzfilm:



Harvie Krumpet ist ein Kurzfilm des Australiers Adam Elliot, der 2003 den Oscar gewann. Elliots neuer Film heißt


Mary und Max
Gesehen im: Cinenova, Köln, 19. September, 21.30 Uhr
Gesehen mit: der Freundin, die sich während des Films in einen Tränenbrunnen verwandelte

Und wenn euer Wochenende noch schöner werden soll, dann seht ihn euch im Kino an. Auch hier geht es um schwere Themen (Einsamkeit, Suizid, Alkoholismus, Mobbing, Tablettensucht, unheilbare Krankheiten...), die in einer herzerwärmenden Geschichte aufgearbeitet werden.



Die Figuren haben trotz ihrer Marsmensch-Ohren unglaublich viel Authentizität. Es fühlt sich so an, als würde Elliot sie wirklich begreifen und sie nicht nicht als Mitleid erregende Opfer betrachten, wie es oft die Regisseure humorloser (und pseudo-wichtiger) Arthouse-Dramen tun.
Der Film ist altmodisch. Die Figuren sind aus Knete und nicht computeranimiert, Mary und Max schreiben sich Briefe und keine E-Mails. Der Film spielt in den 70ern, aber eigentlich ist er zeitlos.

Mary ist ein achtjähriges Mädchen aus Australien, Max ein Mitte vierzigjähriger Mann aus New York. Beide haben es schwer, soziale Kontakte zu finden und die Umwelt um sich herum zu verstehen. Über Marys Frage, ob die Babies in Amerika aus Cola-Dosen kommen, die sie willkürlich an irgendeinen Amerikaner schickt, kommen die beiden in Kontakt.



Es folgt - wie auch bei Harvie Krumpet - die Zusammenfassung von einem ganzen (Max) und einem halben (Mary) Leben. Beide Leben sind voll mit düsteren Schicksalsschlägen, aber auch voll mit Skurrilitäten. Der Film erinnert oft an die Leichtigkeit von Jeunets Micmacs, nur macht Elliot nicht den gleichen Fehler wie Jeunet, der die Probleme seiner Figuren und die Schwere der Filmthemen nicht ernst genommen hat.

Und so hat Elliot etwas Außergewöhnliches hinbekommen: Einen Film, in dem man gleichzeitig über die Welt staunen und an ihr verzweifeln darf.

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