Sonntag, 28. Oktober 2012

Sonntagsbüdchen (55)


Das Sonntagsbüdchen kommt aus der Limburgerstraße und hat wohl den größten Halloween-Flair aller Kölner Büdchen.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Zwei Heldinnen und keine Geschichte


Vereinfacht gesagt ist eine Geschichte Veränderung. "Ein Mann steht auf der Straße", ist eine Situation. "Ein Mann steht auf der Straße und - Veränderung der Situation - trifft eine Frau", ist zumindest der Beginn einer Geschichte. Im Prinzip sogar der Beginn von mindestens jeder zweiten Geschichte, die seit Erfindung der romantischen Liebe erzählt wird.
Und da eine Geschichte immer von Menschen oder zumindest von menschlichen
Figuren handelt, beeinflussen die Veränderungen einer Geschichte die Figuren und umgekehrt. Die Figur, die sich am grundlegendsten verändert ist die - Trommelwirbel - Hauptfigur.



Ich habe in den letzten Wochen zwei Filme gesehen, bei denen sich viele Kritiker und einige Leute, mit denen ich gesprochen habe, ziemlich einig sind, dass sie nicht so recht funktionieren. Es handelt sich um den neuen Pixar-Film Merida und den Ist-leider-doch-kein-Alien-Film Prometheus.

Beide Filme haben gemeinsam, dass sie wunderschön anzusehen sind. Die CGI-Künstler beider Produktionen haben großartige Landschaften auf die Kinoleinwände gezaubert, in die sich die schönsten Geschichten hinein assoziieren lassen. Doch wenn sich Bilder bewegen, dann reicht es nicht, dass man Geschichten hinein assoziieren kann. Dann müssen Geschichten ERZÄHLT werden. Und das funktioniert - wer hat in Absatz 1 aufgepasst? - durch Veränderung.

Weder Königstochter Merida noch Nicht-Ripley Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) verändern sich in ihren Filmen - obwohl sie die Hauptfiguren sind.



In Merida geht es darum, dass Merida frei von ihren höfischen Pflichten und lieber eine Abenteurerin als eine Prinzessin sein will. Ihre Mutter will das Gegenteil für ihre Tochter. Nachdem sie sich in einen Bären verwandelt hat (Veränderung!), erlebt sie gemeinsam mit Merida ein Abenteuer, an dessen Ende sie erkennt, dass sie ihrer Tochter ihren eigenen Willen lassen muss, damit sie glücklich ist. Merida ist zu Beginn des Films eine Abenteurerin, die ihre Freiheit genießt und sie ist es am Ende. Der Unterschied ist, dass ihre Mutter sie als Abenteurerin akzeptiert. Folglich hat sich also Meridas Mutter und nicht Merida verändert. Sie müsste also eigentlich die Hauptfigur sein, ist es aber nicht -> siehe Filmtitel.

Besonders deutlich wird dies in der klassischen Szene kurz vor dem Finale, in der der Held eine Rede schwingt und erzählt, was er im Laufe der Handlung gelernt hat, was ihn verändert hat und warum er bereit ist, in die letzte Schlacht vor dem Abspann zu ziehen. (Besonders eindrücklich hat das der Präsident in Independence Day damals gemacht, wer könnte diese großen amerikanischen Kinomoment je vergessen?)

So eine Rede hält auch Merida, allerdings bekommt sie ihre Worte von ihrer Mutter zugeflüstert, da sie selbst nicht weiß, was genau sie eigentlich gelernt hat. Die Erkenntnisse der Story liegen also bei Meridas Mutter. Es ist IHRE Story, doch die Filmemacher versuchen trotzdem, sie als Meridas Story zu verkaufen. Deshalb folgt der Zuschauer der Hauptfigur emotional nicht bis zum Schluss und wird spätestens ab der zweiten Filmhälfte von dem Gefühl beschlichen, dass hier irgendetwas nicht stimmt, obwohl die Handlung selbst doch eigentlich originell und amüsant ist.



Elizabeth Shaw aus Ridley Scotts Prometheus trifft es sogar noch ein wenig schlimmer. Sie hat in ihrer Handlung, in der sie Außerirdische sucht, die wahrscheinlich die Menschheit erschaffen haben, keine Mutter dabei, die statt ihr Veränderungen durchmacht. Elizabeths komplette Crew besteht aus Leuten, die sich allesamt nicht verändern. Sie alle haben am Anfang des Films das Ziel, die Außerirdischen zu finden und Antworten von ihnen zu bekommen. Während des Films verhalten sich die einzelnen Leute wahlweise zynisch, dumm, lustig, nachdenklich oder verzweifelt. Sie werden von einer rätselhaften schwarzen Pampe der Reihe nach getötet, dann trifft Elisabeth auf die Außerirdischen, die aber nicht bereit sind, irgend etwas zu sagen und dann getötet werden, da sie die Erde vernichten wollen. Elizabeth bleibt als einzige übrig und erkennt, dass sie den Heimatplaneten der Aliens (nein, es sind wirklich nicht DIE Aliens!) finden muss. Sie hat das selbe Ziel wie zu Beginn des Films: Sie will die Außerirdischen finden, die wahrscheinlich die Menschheit erschaffen haben, und hofft, Antworten von ihnen zu bekommen.

Die komplette Filmhandlung hat Elizabeth ihren Zielen und Wünschen keinen Schritt näher (oder davon weg) gebracht. Elizabeth hat sich im Kern nicht verändert. Prometheus ist ein Film, in dem viel passiert, der aber trotzdem stillsteht. Prometheus ist - so schwer das auch über einen Film von Ridley Scott zu sagen ist - eine Aneinanderreihung fantastischer Bilder, erzählt aber leider keine gute Geschichte.