Sonntag, 12. Mai 2013

Sonntagsbüdchen (57)

Hoppla, da ist doch tatsächlich nochmal ein Sonntagsbüdchen aus der Ecke Zülpicher Platz/Rudolfplatz ins Blog gefallen!



Samstag, 11. Mai 2013

Mehr Emotion wagen!


Ich habe The Broken Circle Breakdown noch ein weiteres mal gesehen und bin jetzt zu 100 Prozent sicher: Der Film ist brillant! Und es verwundert kaum, dass er auf der Berlinale vom Publikum zum besten Film gekürt wurde. Denn die Tränen, die der Film aus den Menschen herauszieht, sind wie ein warmer Regen in der Festival-Dürre aus Understatement-Filmen, die zwar von Gefühlen handeln aber keine Gefühle zeigen wollen. (Tut mir leid, Petzolds Film Barbara gehört auch dazu. Eine tolle Geschichte, eine hoch emotionale Story und eine Inszenierung, die sich für die Emotion zu schämen scheint. Oder sich davor fürchtet.)

Der erste Absatz ist ziemlich theatralisch geraten, wie? Aber das passt zu The Broken Circle (wie der Film in Deutschland heißt), denn die Story rund um ein unglaublich sympathisches belgisches Paar, das eine unglaublich sympathische Tochter hat und auch noch sympathische Musik macht, lässt keine Theatralik aus. Der Trailer des Films macht Lust auf einen Kinobesuch, verschweigt aber alle großen Story-Twists. Es ist klug, nichts über die eigentliche Filmhandlung zu verraten - es könnte abschreckend wirken. Denn jeder, der ein Ticket für den Film kauft, sollte sich klar sein, dass er den traurigsten traurigsten traurigsten Film sehen wird, der je gemacht wurde.

Dass er trotzdem nicht zu melodramatischem Kitsch verkommt, liegt an der Brillanz aller beteiligten Macher. Die Schauspieler sind großartig, der Regisseur fantastisch, das Buch stimmt, die Montage ist raffiniert. Belgien ist hier ein sehnsuchtsvoller Ort mit der Stimmung des Mittleren Westens - ein Ort mit großer Kinomagie untermalt von schwungvollem Bluegrass.

Die Story lässt keine große dramatische Wendung aus und strebt immer nach den großen Gefühlen. Das ist mutig. Denn wer wirklich kompromisslos das große Gefühlskino will, läuft Gefahr, als einfältiger naiver Kitschpapst dazustehen, der mit Gefühlen spielt anstatt sie zu analysieren. Das ist der Grund, weswegen so viele Arthaus-Filme unterkühlt und langweilig wirken - sie sind mutlos.

Dieser Film ist es nicht. Die Filmemacher verstehen es, die Fallen, denen sie sich stellen, mit elegant eingesetzten Erzähltechniken wie Rückblenden, Montagesequenzen und fantastischen Dialogen, auszuweichen. Und haben so einen wunderbar emotionalen und gleichzeitig hochintelligenten Film geschaffen.

Donnerstag, 9. Mai 2013

Kino-2013 bisher



Es wird Zeit für einen neuen Blogpost! Ganz dringend! Und eh meine Blogpatin Blut in im schwärzesten Blog, den eine Krankenschwester je geschrieben hat, verspritzt.

Zunächst kommen wir zu den obligatorischen Entschuldigungen: Ich bin nicht zum Bloggen gekommen, da ich

1. Hier blogge und außerdem den dazugehörigen Film mit auf die Schiene gebracht habe. (Notieren: "1913 - Der Tanz auf dem Vulkan", 29. Mai, 20.15 uhr auf ARTE, dem Sender, den ihr alle auf "5" auf der Fernbedienung gespeichert habt.)

2. Ein neues Comic für die wunderschöne Reihe oh mit den besten Zeichnerinnen der Welt geschrieben habe. (Es wir ein episches Meisterwerk - nicht weniger. Falls ihr es jemals lesen wollt, spendet bitte hier. Danke!)
3. Wieder einmal ein neues Drehbuch schreibe.
4. In der freien Zeit, die mir dazwischen noch blieb, Filme anschauen musste.

Und das führt mich zu der elegantesten Überleitung, die dieses Blog je von mir spendiert bekommen hat. Ihr fragt euch: "Christoph, welche Filme hast du dir denn anschauen müssen?"
Ich sage: "Im Kino habe ich die folgenden gesehen: Lincoln, The Broken Circle Breakdown, The Great and Powerful Oz, Zimmer 205, Das Wochenende, Hitchcock, Mama und Iron Man 3."
Ihr fragt euch: "Das sind aber verhältnismäßig wenig Filme."
Ich sage: "Stimmt! Und wenn ich schon so wenig Zeit zum Filmeschauen hatte, wie hätte ich da Bloggen sollen?"

Eigentlich hatte ich ja geplant, mit einer detaillierteren Analyse zu Django Unchained das Bloggen wieder aufzunehmen. Die Analyse spare ich mir dann für den DVD-Start des Films auf. Das gleiche mache ich bei Lincoln - es lohnt sich sowieso, Django und Lincoln in einem Artikel miteinander zu vergleichen.
Broken Circle Breakdown ist ein so unglaublich brillanter Film, dass ich ihn noch einmal sehen muss, um einen Artikel darüber schreiben zu können. Ich habe selten einen Film gesehen, der gleichzeitig auf der emotionalen und intellektuellen Ebene alle Register zieht und trotzdem funktioniert. Vielleicht irre mich aber auch und habe mich einfach nur vom unglaublich emotionalen Berlinale-Publikum anstecken lassen. Ich hatte nach der Vorführung des Film jedenfalls nasse Socken, da mir die Tränen, die zwischen den Sitzen hindurch liefen durch die Schuhsohlen gesickert waren.
Iron Man 3 ist noch aktuell im Kino und hat ebenfalls einen umfassenderen Text verdient, immerhin handelt es sich um den besten Marvel-Film neben Avengers. Und das will etwas heißen, wo doch alle Marvel-Filme großartig sind! (Und wer das Gegenteil behauptet, lügt oder gehört zu den Menschen, die auch James Bond-Filme grundsätzlich ablehnen.)

Zum Rest kann ich sagen:
Oz ist ein charmanter Film, der eine wunderbare Atmosphäre hat und es tatsächlich schafft, ein modernes aber glaubwürdiges Prequel zu einem uralten Film zu sein. Dass vergessen wurde, der bösen Hexe Ringelsöckchen anzuziehen, ist verzeihbar. Weniger verzeihbar ist das schwache Drehbuch, gegen das Sam Raimi tapfer inszeniert. Sämtliche Schwächen des Scripts scheinen ihm bewusst zu sein. Und immer wenn die Schauspieler einen schlecht geschriebenen Dialog aufsagen müssen, werden sie augenzwinkernd in Szene gesetzt. Das führt dazu, dass sich Glinda irgendwann lasziv auf einem Schreibtisch räkelt. Das ist amüsant, aber wer hätte das 1939 von Glinda erwartet?


Dramaturgisch gesehen ist Sam Raimis Oz ein hervorragendes Anti-Beispiel, wie wichtig in Filmen eine klare dramaturgische Motivation der Figuren ist. Oz will in der realen Welt ein Zauberer sein, der für seine spektakulären Illusionen anerkannt und als "größer" als andere Menschen wahrgenommen wird. Im Lande Oz, wo er sofort sie Chance bekommt, mit Hilfe seiner Talente genau diese Größe zu beweisen, braucht er aber plötzlich eine zusätzliche Motivation, sich ins Abenteuer zu stürzen - nämlich die Aussicht auf einen Goldschatz. Der Motivation, die der Figur zu Beginn des Filmes gegeben wurde, wird also nicht vertraut. Das führt dazu, dass Oz mit einem Mal unsympathisch wirkt und der Zuschauer nicht mehr mit ihm mitfiebern kann. Daher schleppt sich die Story voran und man bleibt nur bei der Stange, weil alle digitalen Charaktere (Der geflügelte Affe! Die toughe Porzellanpuppe!) unglaublich sympathisch und alle digitalen Landschaften unglaublich schön anzusehen sind.

Zimmer 205 ist ein deutscher Horrorfilm mit einem unglaublich verrückten Drehbuchfehler, der dazu führt, dass der Film nicht im Ansatz ernst zu nehmen ist: Die Hauptfigur ist ein Mädchen, das in Zimmer 205 im Studentenwohnheim zieht. Das Mädchen, das vorher in diesem Zimmer mit der gruseligen Zahl (echt? War das nicht die 237?) gelebt hat, ist spurlos verschwunden. Unsere Hauptfigur wirft eine E-Tablette ein und hat Halluzinationen. Sie meint in ihren wilden Träumen ein paar Mal die Fratze der Vormieterin zu sehen. Dann sterben Leute. Der Zuschauer sieht, wie sie vom Geister der Vormieterin getötet werden. Die Hauptfigur sieht das nicht. Aber sie weiß trotzdem die ganze Zeit, dass die neuen Kommilitonen durch einen Geist hingerichtet worden sind... Ich kann nur mit dem Angry Video Game Nerd sprechen: What were they thinking???

Mama ist ein besserer Horrorfilm, aber er wechselt so oft die Hauptfigur, dass man schnell den Eindruck bekommt, niemand, der an dem Projekt beteiligt war, wusste so recht, welchen Film man da eigentlich erzählt. Das führt natürlich dazu, dass in der Story kaum etwas funktioniert und man mit niemanden mitfiebern kann. Und wenn man nicht mitfiebert, dann gruselt man sich nicht. Und etwas schlimmeres kann einem Horrorfilm (nach einer Indizierung) wohl nicht passieren.

(Der Kurzfilm, auf dem Mama basiert, scheint übrigens deutlich stimmungsvoller zu sein als die lange Version):


Hitchcock ist ein Märchen über eine Regie-Legende. Toll gespielt, anrührend und eigentlich viel zu locker und leicht, um dem Schwergewicht Hitchcock gerecht werden zu können. Aber der Film unterhält und berührt und erreicht so die Ziele, die jeder Film haben sollte.

Und da Unterhalten und Berühren ganz offensichtlich nicht die Ziele von Das Wochenende waren, mag ich über diesen Film nicht schreiben.

So, das war mein etwas mageres Kino-2013 bisher. Es kann noch besser werden!