Dienstag, 29. Januar 2013

Grundkurs im Heldentum

Die Reise des Helden ist einer der ältesten aber auch einer der schönsten Wegweiser durch die Dramaturgie unserer Geschichten. Ganz einfach weil die Heldenreise nicht so schematisch und strukturell daher kommt wieder andere Dramaturgiemodelle. Sondern sucht die mythischen Elemente in Geschichten und zeigt, wie alle Geschichten durch einen unsichtbaren uralten Faden zusammengehalten werden. Wie sie auf fast magische Art und Weise miteinander verbunden sind und wie im Prinzip jede Geschichte Teil einer großen niemals endenden Geschichte ist.

Dieser nette Animationsfilms bringt in fünf Minuten die Heldenreise gut auf den Punkt. Und sicher macht es auch Sinn, die Heldenreise in einem Kreis darzustellen - das wird sehr oft gemacht. Ich will nur anmerken, dass ich es immer wieder problematisch finde, die einzelnen Stationen der Reise in gleichmäßigen Abständen zueinander aufzustellen. Das impliziert, dass zwischen den Stationen immer die gleiche Zeit vergeht, was absolut falsch ist. Denn die Konfrontation mit der tiefsten Furcht, die in diesem Modell auf sechs Uhr zu finden ist, findet meisten kurz vor verlassen der unbekannten Nachtwelt statt. Und sowieso verbringen die Helden in den allermeisten Filmen und Geschichten deutlich mehr Zeit in der unbekannten als in der bekannten Welt. Deshalb dürfte eine Story also eigentlich nicht in eine gleichgroße helle und dunkle Seite eingeteilt sein.

Aber zum schnellen Kennenlernen der faszinierende Heldenreise ist dieser Mini-Grundkurs sehr geeignet:


Freitag, 25. Januar 2013

Diskussion mit stummen D


Da ich in einer Facebook-Diskussion mit dem liebenswerten 2.0-Nerd Daniel Spirius bereits viel über meine Meinung zum fantastischen Django Unchained gesagt habe, mache ich es mir diesmal einfach und veröffentliche statt eine Analyse einfach jene Diskussion:


Django ich komme


Sony Center
Plaza in Berlin, Berlin
ÄHNLICHE FOTOS
  • Dir und Susann Hamann gefällt das.
  • Christoph Mathieu Und? Warste zufrieden?
  • Daniel Spirius ja, bin bespielt worden. so wie wir tarantino kennen. kann nur den o-ton empfehlen, da dann Waltz so richtig gut rüberkommt. den Soundtrack fand ich auch wieder (bis auf einen Song) klasse. Bis auf ein paar kleine Längen und einen total unverständlichen Jackson bin ich vollends zufrieden.
  • Christoph Mathieu Ich war begeistert. Seit Inglourious Basterds mag ich Tarantino eh noch 10 mal lieber. Und er hat m.E. nahtlos an den Basterds mit Django angeknüpft.
  • Daniel Spirius hab auch erst vor kurzem erfahren, dass dies so eine art triologie werden soll.
  • Christoph Mathieu Na, es werden ja schnell Dinge zu Trilogien verklärt. Ich glaube, Tarantino ist einfach aus dem puren Gangster-Genre rausgewachsen.
  • Daniel Spirius ich glaube ja auch, dass er nun einfach die genre dreht, die er schon immer mal machen wollte und er kann und darf das alles machen und ich werde immer ins kino rennen
  • Christoph Mathieu Er hat aber auch erst jetzt die Reife, um Filme von solcher Komplexität zu drehen (womit ich Pulp Fiction nicht schmälern will)
  • Daniel Spirius ich kann mit seinem "kammerspiel" reservoir dogs aber auch sehr viel anfangen...den kann ich immer wieder sehen...ich glaube bei ihm liegt es eher an seinen dialogen, darin ist er wirklich spitze
  • Christoph Mathieu Stilistisch gesehen, ja. Aber mittlerweile hat er auch eine absolute Brillanz in der Szenenkonstruktion und Charaktertiefe entwickelt. Hätte er sich immer nur auf seine Dialoge verlassen, dann wäre er mittlerweile langweilig und selbstzitierend geworden.
  • Daniel Spirius da muss ich dir recht geben. selbst bis zum letzten nebendarsteller ust die
  • Daniel Spirius hintergrundgeschichte rund
  • Christoph Mathieu Vor allem sind die Figuren auch komplexer und selbstreflektierender geworden. Django macht z.B im Gegensatz zur Braut eine echte Entwicklung durch. Und Hans Landa und Stephen sind brutale Antagonisten, die beide ihre Masken tragen -> Landa die des Intellektuellen, Stephen die des einfältigen Dieners. Das sind Antagonisten, wie sie im Lehrbuch stehen (denn Antagonisten tragen immer Masken). Das war bei Marcellus Wallace oder dem Zopf-Samuel L. Jackson aus Jackie Brown oder Stuntman Mike noch anders. Die waren einfach nur Arschlöcher ohne Tiefe.
  • Daniel Spirius er hat 10 Filme gebraucht um sein Dramaturgiestudium zu vollenden 
  • Christoph Mathieu Hoffentlich erlebt er nicht Spielbergs Schicksal und vergisst das Gelernte wieder.. Das scheint er ja zu befürchten, wenn man seine aktuellen Interviews so hört, in denen er sagt, dass Regisseure im Alter nachlassen. Es ist gut möglich, dass er das, was er zu sagen hatte, nach Django und Basterds gesagt hat. Jeder Geschichtenerzähler hat ja im wesentlichen eine große Story zu erzählen. Bei Tarantino ist es die der Rache. Ich habe das Gefühl, er ist jetzt zum Kern dieser Geschichte vorgedrungen - immerhin hat er durch Django eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst. Was kann da noch kommen? Eigentlich nur eine neue Geschichte. Aber - wie gesagt - jeder Geschichtenerzähler hat eigentlich nur eine Geschichte. Und wenn die erzählt ist, kommt eigentlich nichts Wesentliches mehr. (Vgl. Spielberg oder Stephen King.) Kubrick blieb z.B. das Schicksal des Schlechterwerdens erspart. Er ist gestorben nach Eyes Wide Shut. Und der Film streckte schon seinen Finger nach unten aus..



Und mit der Frage, ob Filme wirklich Finger haben, mit denen sie nach unten zeigen können, verabschiede ich mich ins Wochenende. Ich schaue heute Abend Spielbergs Lincoln und plane dann, demnächst einen Post zum Thema Skalverei zu veröffentlichen. Da gehe ich dann wohl noch einmal vernünftig auf Django ein - vielleicht.