Dienstag, 30. November 2010

Filmische Gedankenstütze



Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1
Gesehen im: Metropolis, Köln, 23. November, 22 Uhr
Gesehen mit: Einer Die-Romane-Geleserin, drei Die-Romane-Nicht-Gelesern

Mindestens drei Dinge im neuen Harry Potter-Film sind unlogisch oder wirken willkürlich:

Am Ende des letzten Films brennt das Haus der Weasleys ab. Im neuen Film steht es wieder, so als sei nie etwas geschehen. Klar, wahrscheinlich können Zauberer mit wenigen Zaubersprüchen ihre Häuser wieder zurechthexen. Aber warum macht sich dann jemand die Mühe, die Häuser abzufackeln?

Harry wird von den bösesten Zauberern der ganzen Magierwelt gejagt und muss fliehen. Warum nötigt sein bester Freund ihn, auf einem sehr auffälligen Fest mit ihm zu feiern, statt zu fliehen? Ist Ron in Wirklichkeit ein dunkler Zauberschüler, der für Voldemort und seine todessenden Kollegen eine Schlachtplatte anrichten will? Denn natürlich wird das Fest sofort von den Bösen gesprengt.

Wo kommt das durchsichtige Reh her, dass Harry plötzlich zum Zauberschwert führt, das er fast den gesamten Film lang sucht? Wäre das Tier am Anfang des Films schon aufgetaucht, wäre alles viel schneller gegangen und man hätte darauf verzichten können, die Handlung auf zwei Filme aufzuteilen.


Der aktuelle Harry Potter Film ist in vielen anderen Punkten absolut nicht stimmig. (Wann genau können sich die Zauberschüler vom Fleck weg beamen? Offensichtlich immer nur dann nicht, wenn Autor und Regisseur wollen, dass sie gefangen genommen werden.)

Trotzdem wirkt der Film  nicht wie eine unlogische Aneinanderreihung von Szenen, weil er von professionellen Ausstattern, Maskenbildnern, Kameraleuten und Schauspielern mit viel Geld aufgehübscht wurde. Schicke Bilder lenken von dramaturgischen Grobheiten ab. Man merkt nicht unbedingt sofort, dass die Story kaum einen Sinn ergibt. Wohl auch, weil die meisten Leute im Publikum die Handlungslücken mit Informationen auffüllen, die sie aus den Romanen haben.

Ähnlich ging es mir auch schon mit den letzten Potter-Filmen. Kann es sein, dass schon lange nicht mehr vorgesehen ist, die Filme auch für Leute nachvollziehbar zu machen, die die Bücher nicht gelesen haben? Und dass sie eher als Gedankenstützen für Fans der Romane gedacht sind, die sich im Kino dann nicht von einer guten Story fesseln lassen sondern sich eher an eine gute Story erinnern, die sie vor einer Weile mal gelesen haben?


Jetzt weiß ich auch, was die seltsamen orangen Flecken auf dem Plakat zu bedeuten haben. Wahrscheinlich stellen sie die Story dar – ganz nach dem Motto: "Wir bieten euch schöne Bilder, über die wie ein bisschen Handlung gesprenkelt haben."

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