Montag, 23. Januar 2012

George war das mit dem Kühlschrank!

George Lucas hat der New York Times gegenüber mindestens zwei Dinge behauptet, die Star Wars-Fans kurz darauf widerlegen konnten.

Zunächst einmal sagte er, dass er sich aus dem Filmgschäft zurückziehen werde. Wenn Lucas das sagt, meint er eigentlich: "Ich mache genauso weiter wie bisher." Das  beweist diese amüsante Zitatsammlung auf der Fanseite starwars-union.de. Alle folgenden Zitate und Ansichten von George Lucas leite ich aus dem verlinkten und seeeeehr langen Times-Artikel ab, der absolut lesenswert ist.

Darin hat sich Lucas (mal wieder) als beleidigte Leberwurst präsentiert, die nicht einsehen will, dass die neuen Star Wars-Filme (so neu sind die übrigens auch nicht mehr, Episode III ist schon 7 Jahre alt!) Schwächen haben. Wieder einmal hat er angedeutet, dass die Fans ein Haufen undankbarer und ahnungsloser Idioten seien, die seine Vision nicht verstehen. Abgerundet hat er das mit dem Satz "Das sind meine Filme, ich kann damit machen, was ich will."

Man kann Fußballfan sein und muss den Vereins-Vorstand nicht mögen. Man kann Star Wars-Fan sein und muss George Lucas nicht mögen. Man kann zu seinem Verein halten, wenn eine schlechte Saison auf Kunstrasen gespielt wird, man kann Star Wars-Fan bleiben, wenn schlechte Dialoge vor künstlichen Kulissen aufgesagt werden.

Und offensichtlich bleiben viele Fans der Saga treu, auch wenn Lucas immer mal wieder Spitzen in ihre Richtung loslässt und sich von ihnen und der gesamten Filmindustrie sowieso ("Wäh, keiner will meine Filme haben, wenn nicht Indiana Jones oder Star Wars draufsteht. Steven Spielberg ist mein einziger Freund! Er hat gesagt, er hätte die dumme Idee mit dem Kühlschrank und der Atombombe gehabt! Dabei war ich es!") missverstanden fühlt.

Dass er aber auch mit dem Satz "Das sind meine Filme" nicht ganz recht hat, beweist das brillante Fanprojekt Star Wars Uncut.


Star Wars Uncut: Director's Cut from Casey Pugh on Vimeo.

In Star Wars Uncut haben Leute auf der ganzen Welt einzelne Szenen des ersten Films von 1977 nachgespielt. Die Fragmente wurden aneinandergereiht und herausgekommen ist eine unglaublich lustige und rührende Liebeserklärung an die Saga. Und ein erneuter Beweis, dass Star Wars ein Stück Pop-Kultur ist, das genau deswegen nicht mehr jemandem alleine gehört (nicht einmal seinem Schöpfer) sondern Kulturgut geworden ist.

Natürlich gehören die Filme rechtlich gesehen immer noch Lucas. Und er könnte Star Wars Uncut ohne weiteres verbieten und verdammen lassen. Doch dann würde er nur wieder einmal ein falsches Signal an die Fans rausschicken. Dass er die Emotionen der Fans nicht wirklich nachvollziehen kann, das beweist er, wenn er sagt: "Die regen sich über Änderungen an den Filmen auf, aber ändern selbst ständig Dinge daran!"

Nein, das tun die Fans nicht. Wenn sie Fanfilme drehen, eigene Star Wars Cuts machen oder eben Projekte wie Star Wars Uncut vorantreiben, dann verändern sie die Filme nicht. Sie machen persönliche Fassungen der Filme, um zu zeigen, wie viel ihnen die Originalfilme bedeuten. Und es wäre Lucas' Aufgabe, die Originale für die Fans zu bewahren und sie ihnen zugänglich zu machen. Genau das verhindert er spätestens seit 1997. Seitdem veröffentlicht er nur umgeschnittene und verschlimmbesserte Versionen oder das Originalmaterial in so ungenießbarer Qualität, dass die Fans nur wütend werden können.

Klar darf er mit seinem eigenen Material machen, was er will. Er darf auch so viele neue Fassungen rausbringen, bis sie keinen Frame vom ursprünglichen Material mehr enthalten. Aber den Fans tut er nur dann wirklich einen Dienst, wenn er sie nicht um Fassungen der Filme betrügt, die sie zu Fans gemacht haben und deretwegen sie Star Wars zu einem Phänomen haben werden lassen. Würde er dieser Aufgabe nachkommen, hätte er auch keinen Grund, immer wieder trotzig seinen Rückzug aus der Filmindustrie anzukündigen.

Eigentlich sollte der Link zu Star Wars Uncut nur der Abschnitt "KIno" im neuen "KiKaKö"-Mittagspausenmagazin werden. Aber dann ist das Fansein mit mir durchgegangen, so dass der Beitrag viel zu lang geworden ist. Die nächste Magazin-Ausgabe muss also warten. KiKaKö soll es nur dann geben, wenn es gerade nichts anderes gibt.
Aber als Ausgleich zu diesem Text muss ich bald wohl mal einen schreiben, in dem ich den missverstandenen George ein wenig in Schutz nehme. Er kann ja auch ganz nett sein. Sagt zumindest Steven Spielberg.

5 Kommentare:

  1. Wahoo, Star Wars! ^^

    Schön zusammengefasst, schöne Meinung, und danke auch für den Hinweis mit dem Uncut-Fan-Projekt, das ist ja mal abgedreht *g*

    Benk

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  2. Schön geschrieben ;)
    Und ich danke ebenfalls für den Hinweis vom SW Uncut, sgte mir bisher nichts, gefällt mir aber.

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  3. Zitat: "Wieder einmal hat er angedeutet, dass die Fans ein Haufen undankbarer und ahnungsloser Idioten seien, die seine Vision nicht verstehen. Abgerundet hat er das mit dem Satz "Das sind meine Filme, ich kann damit machen, was ich will." (...)"

    Da hast Du aber einiges Missverstanden und falsch übersetzt. Lucas sagte eigentlich:

    Bei vielen Fans hört er etwas, wie die Stimme der Hollywoodstudios (die ihm reinreden wollen). Eine dumme, verständnislose Stimme in seinen Sokratischen Dialogen - Eine Stimme, die ihm sagen will, wie man einen Blockbuster macht. Die gleichen Leute gehen dann aber hin und veröffentlichen/schauen im Internet Versionen, welche komplett geändert wurden oder in denen sie Szenen einfügen, die aus gutem Grund nicht im Film gelandet sind (z. B. Bernd Dötzers Final Cuts). Er sagt dazu: Schön! Aber sein Film, den er rausbringt und wo sein Name draufsteht, soll so sein, wie er es möchte.

    Er beleidigt also keinesfalls die Fanboys, sondern sagt einfach die Wahrheit. Ich bin auch mit den alten Teilen aufgewachsen, aber dieses ganze gebashe über die neue Trilogie kann ich nicht verstehen.

    Lucas sagt in dem Interview auch nirgends: "Steven Spielberg ist mein einziger Freund!"

    Und Fanfilme verbietet Lucas sowieso nicht. Im Gegegenteil, er ist einer der wenigen, bei denen Fans sich komplett ausleben dürfen. Er schaut sich sogar regelmässig auf TheForce.Net Fanfilme an und kommentiert diese manchmal auch. Das ist nicht überall so, z. B. Superman, da sind Fanfilme nicht erwünscht und es könnte Klagen nach sich ziehen. George Lucas geht wirklich sehr nett mit Star Wars Fans um und erlaubt auch regelmässig die Nutzung der SW-Sounds in anderen Kinofilmen (Fanboys, Jay & SilentBob schlagen zurück etc.)

    Also zukünftig bitte etwas sorgfältiger übersetzen, bevor man Gerüchte in die Welt setzt!

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  4. Ich dachte eigentlich, es würde deutlich werden, dass meine deutschen "Übersetzungen" überspitzt sind. Lucas wird in dem Times-Artikel als sehr weinerlich dargestellt. Er scheint auf seltsame Art und Weise überall Verschwörer zu sehen. Hollywood-Studios sehen seine Filme nicht an oder finden sie schlecht, nur weil er George Lucas ist und nicht etwas, weil sie schlecht sein könnten. Und dass er - wie du ja auch schreibst - unter den Fans "die Stimme der Hollywoodstudios" zu hören meint, deutet nicht gerade auf ein entspanntes Verhältnis zu den Liebhabern seiner Filme hin (auch wenn er sich gerne mal Fanwerke anschaut). Ich bleibe dabei: Lucas verhält sich nicht (immer) klug den Star Wars-Fans und -Filmen gegenüber. Dies ist (wie auch der Post) nur eine Meinung und eine persönliche Schlussfolgerung. Kein Gerücht, das ich in die Welt setze. Wollte ich das tun, würde ich schreiben: "George Lucas trägt nachts gerne Wookiee-Fell und Schnecken-Frisur".

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