Freitag, 9. Juli 2010

Perlen in und aus der Provinz (3)

Auf dieser Treppe in Alt-Kaster wurde ein Baby von einem Nazi erschossen. Zum Glück nur in einem Film, den Margarethe von Trotta hier gedreht hat.

In Bedburg hallen die realen Schreckenstaten des Krieges noch deutlich nach. Das Alte Rathaus etwa war bis zum Krieg das Wohnhaus der jüdischen Schneiderfamilie Franken. Als die plötzlich verschwunden war ("Hups, wo sind denn die Frankens geblieben?" - "Welche Frankens?"), hat sich die Stadt das Haus unter den Nagel gerissen.

Im nächsten Jahr sollen die Ämter, die noch in dem Haus sind, eventuell umziehen. Was dann mit dem Alten Rathaus geschehen wird, ist noch unklar. Vielleicht der Familie zurückgeben? Ich habe zu dem Thema ein Hintergrundgespräch geführt, aus dem ich nicht zitieren darf. Nur so viel: Es sagte jemand, dass vor einiger Zeit versucht worden wäre, herauszufinden, ob es noch Nachfahren der Frankens gibt. "Es gab mal Theorien, die hätten es nach Amerika geschafft. Zum Glück der Stadt haben sie aber wahrscheinlich den Krieg nicht überlebt."

Vielleicht sollte Michael Haneke das Haus als Kulisse für einen neuen Film verwenden.

---Ergänzung---

Laut acht Jahrer alter Recherchen meines Kollegen gibt es tatsächlich Nachfahren der Frankens in Amerika und Israel. Die Familie erhielt in den 50er Jahren eine Entschädigung von der Stadt Bedburg. Albert Franken, Bewohner des heutigen Rathauses, wurde wohl mit seiner Familie nach Dachau deportiert, es gibt aber auch Quellen, wonach er geflohen ist. Franken war der Onkel von Chala Monin, die mit ihrer Familie von Düsseldorf nach Palästina floh. Sie besuchte Bedburg 2002.

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