Dienstag, 3. August 2010

Perlen in und aus der Provinz (7)

Keine Sorge, das liest sich nur beim ersten Mal kompliziert: Die Dörfer Bedburg und Kaster wurden mal zusammengelegt. Seitdem befindet sich das große Rathaus in Kaster und das kleine Rathaus in Bedburg. Die Bedburger wollten aber auch ein richtiges Rathaus (eins, das nicht irgendwelchen Juden abgenommen wurde) und daher wurde vor fast 20 Jahren für drei Millionen Euro ein Gebäude gekauft, in dem sich erst ein Toom-Markt und dann ein Bowling-Center befand. Ein Bürgerentscheid war aber dagegen, dass die Verwaltung in den ehemaligen Toom-Markt zieht. Nicht etwa, weil es da ziemlich dunkel ist oder nach verdorbenen Lebensmitteln stinkt, sondern weil die Kasterer nicht wollten, dass sie ihr Rathaus verlieren, weil die Bedburger eins bekommen. Ist eben sehr anstrengend, alle paar Jahre zur Passverlängerung zwei Kilometer zurücklegen zu müssen.

Im nächsten Jahr wird Bedburg eine so genannte "mittlere kreisangehörige Stadt" (oder einfach größer und wichtiger) und bekommt zwei Ämter hinzu. Kein Platz mehr im bisherigen Bedburger Rathaus und nicht genug Platz im Kasterer Rathaus. Jetzt sollen die Ämter aus dem Rathaus in Bedburg doch in den Toom-Markt umziehen, das Rathaus in Kaster bleibt aber, so dass es für die Kasterer keine langen Wege bei der Passverlängerung geben wird. Das alles wird allerdings teuer: Der Toom-Markt muss umgebaut werden, weil er ja noch sehr dunkel ist und die Ämter müssen übergangsweise in ein Gebäude, das auch umgebaut werden muss. Insgesamt ist das alles teurer, als wenn man einfach einen Anbau an das Rathaus in Kaster gemacht hätte, doch dann hätte Bedburg ja kein Rathaus mehr gehabt!
Und Bedburg wollte schon immer um jeden Preis wichtig sein. Im Jahr 1887 beschwerten sich Bürger etwa, dass die Verwaltung viel zu viel Geld ausgeben will, um eine viel zu große neue Kirche zu bauen, obwohl die alte noch gut ist. "Sollte die Kirche nach Ansicht der Königlichen Regierung Cöln zu klein erscheinen, so lässt sich der Chor für wenig Geld ausbauen." Ausbauen und wenig Geld ausgeben mochte man schon damals in Bedburg nicht, weswegen der "Erftdom" St. Lambertus gebaut wurde - und beinahe einstürzte. Denn er wurde (bei vollem Bewusstsein) auf einem Sumpf errichtet und sackte immer wieder ein. Daher schnitt man in den 70ern kurzerhand die Säulen der Kirche durch und machte Silikon dazwischen, so dass das Dach der Kirche eventuelle Schwankungen ausgleicht. (Die schwarzen Stangen im Bild stabilisieren wiederum das Silikon.)
Vielleicht wäre Silikon auch die Lösung für das Rathaus-Problem: Daraus könnte man ein Gummi-Rathaus bauen, das je nach Laune in Bedburg oder in Kaster aufgepustet wird. Das wäre auf jeden Fall lustiger, als das enteignete Ding von heute.

3 Kommentare:

  1. "Hör zu mein Junge. Ich hab das Alles aus dem Nichts aufgebaut. Als ich hier anfing, hatte ich nichts als Sumpf. Alle anderen Rancher, ähhh, Könige sagten ich sei verrückt, hier zu bauen. Aber ich habe trotzdem hier gebaut. Das erste Schloss versank im Sumpf. Dann hab ich ein zweites gebaut. Das versank ebenfalls im Sumpf. Also baute ich ein drittes. Das brannte dann ab, weil du gekokelt hast. Aber das vierte, das ich baute, das blieb stehen."

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  2. Ist das ein Filmzitat oder ein Filmzitat-Imitat?

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  3. Hallo? Sag nicht, Du hast "Ritter der Kokosnuss" noch nicht gesehen?!

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