Sonntag, 29. August 2010

Ein ganzes Kinoblog in einem Post


Es ist viel nachzuholen. Viel aus dem Kinobereich. Und zwar so viel, dass es nicht in einen Post passt. Daher gibt es heute das Blog im Blog.


Prolog

Das schönste und eleganteste Logo, das jemals vor Kinofilmen zu sehen war, ist meiner Meinung nach das von Universal aus den 90ern. Das kann aber leider nicht eingebettet werden. Aber da auch ein vernünftiger Mini-Kinoblog mit einem Logo anfangen muss, kommt hier das (ebenso meiner Meinung nach) zweitschönste Logo, das jemals vor Kinofilmen zu sehen war. Es ist die (ihr wisst schon: meiner Meinung nach) noch coolere Version des klassischen 20th Century Fox-Logos.




Zwei Dinge, die ich im Kino vermisse

1) Den Vorfilm! Bitte bringt ihn zurück! Der Mini-Kinoblog bekommt jedenfalls einen:

2) Den Eisverkäufer, der mit seinem Bauchladen zwischen Trailershow und Hauptfilm in den Saal kommt. In Köln habe ich den noch nie gesehen, in Aachen gibt's den noch. Im Ernst: Mindestens die Hälfte aller Kinobesucher springt auf, wenn es Eis gibt - was ein Umsatz! Ich wette, den Filmpalast am Ring würde es noch geben, wenn die auch Eis im Kinosaal verkauft hätten.


Filmkritik 1: Erinnerung an eine Geschichte
Micmacs

Gesehen im: Off Broadway, Köln, 18. August, 20.45 Uhr
Gesehen mit: Freundin, Freundin von Freundin und literweise Regen vor der Tür

"Micmacs" ist keine Geschichte, sondern die Erinnerung an eine Geschichte. Irgendwie kam mir der Film so vor, als würde er die Version der Ereignisse zeigen, wie sie die Hauptfigur als alter Mann in Erinnerung haben würde. Die ist ein freundlicher junger Kerl aus Paris, der eine Kugel in den Kopf bekommt, obdachlos wird, sich mit anderen Obdachlosen anfreundet und mit denen zusammen zwei vertrottelten Waffenfabrikanten den Kampf ansagt.

Obdachlosigkeit, Waffenhandel, Krieg in Afghanistan... In "Micmacs" kommen einige schwere Themen vor. Trotzdem ist der Film sehr leicht (viel zu leicht) erzählt. Die Obdachlosen haben keine Sorgen und sind zufriedene Vagabunden, Waffengeschäfte werden von Karikaturen erledigt. Alles wirkt so, als würde jemand nach vielen Jahren von seinem aufregenden Abenteuer erzählen und die dreckigen Details in seiner Erinnerung ausblenden.

Etwas anderes ist in einem Film von Jean-Pierre Jeunet eigentlich auch nicht zu erwarten. Immerhin ging es bei ihm auch im sehr humorlosen Alien-Universum lustig zu. "Micmacs" schlägt stark in die Amélie-Kerbe. Doch dort passte die Leichtigkeit, ging es doch um eine charmante kleine Liebesgeschichte. Hier stößt die Naivität ein wenig sauer auf. Aber selbstverständlich macht er Film eine Menge Spaß. Die Vielzahl von kleinen lustigen Einfällen ist beneidenswert. Noch nie wurde beispielsweise ein Pin-Up-Kalender witziger inszeniert als hier...

Satz, den ich niemals mehr vor einem Kinofilm hören will

"Immer wenn ich in Köln bin, sehe ich dich auf der Leinwand. Was soll das?"


Filmkritik 2: Der Filmstudenten-Plot
Vincent will meer

Gesehen im: Rex am Ring, Köln, 28. August, 19:10 Uhr
Gesehen mit: Allein mit dem Geruch der Großstadt in der Jacke

Ich weiß nicht, wie oft ich schon Filmstudenten getroffen habe, die eine Filmidee vorstellen, in der jemand einen Haufen Asche zum Meer bringen will. Ich gebe zu, dass auch ich mit 18 Jahren mal an einer Geschichte mit dieser Grundidee gearbeitet habe. Wahrscheinlich denkt jeder irgendwann mal, dass es die Idee noch nicht gegeben hat.


In "Vincent will meer" wird's durchgezogen: Vincent will die Asche seiner Mutter ans Meer bringen. Vincent ist am Tourette-Syndrom erkrankt, das ihn zwingt, ständig Schimpfwörter zu brüllen (im amerikanischen Fernsehen würde er wohl nur Pieplaute von sich geben). Zusammen mit einem magersüchtigen Mädchen und seinem zwanghaft reinlichen Zimmernachbarn bricht er aus dem Therapiezentrum aus, um die Asche seiner Mutter... Das hatte ich ja bereits erklärt. Verfolgt wird das Trio von Vincents Vater, einem Politikerklischee, und der Heimleiterin, einem Heimleiterinnen-Klischee. Die Handlung entwickelt sich sehr vorhersehbar und mündet in einem leicht unbefriedigendem Ende.

Doch der Film macht zwei Dinge richtig: Die drei Hauptfiguren sind komplex genug erzählt, um den Plot in den Hintergrund zu drängen und den Film aufzuwerten. Außerdem hat "Vincent will meer" einen tollen großen Moment, der rechtfertigt, dass der Film im Kino läuft. (SPOILER: Ich meine damit die Szene, in der ein unsichtbares Symphonieorchester dirigiert wird und nicht die seltsame Gipfelbesteig-Sequenz, bei der ich das Gefühl hatte, dass sie in erster Linie drin ist, weil die Filmemacher mal mit dem Green Screen spielen wollten.)


Once upon a time in a galaxy 15 seconds away...

Die Idee ist brillant. Und sie hat einen Emmy bekommen. Auf der Seite Star Wars Uncut gibt es eine ganz spezielle Version vom Ur-Star Wars zu sehen. Fans waren aufgefordert, jeweils 15 Sekunden des Films nachzudrehen - egal wie und mit welchen Mitteln. Die einzelnen Clips wurden aneinandergeschnitten, so dass eine fantastische Anarcho-Version des Films entstanden ist, bei der man immer wieder staunt, mit wie viel Fantasie man 15 Sekunden füllen kann. Den kompletten Film gibt es hier. Einen Ausschnitt gleich hier:



Filmkritik 3: Traurig lustig
A Serious Man

Gesehen im: Rex am Ring, Köln, 28. August, 21:40 Uhr
Gesehen mit: Allein mit einer Plastiktüte zwischen den Beinen

Es geht um einen jüdischen Amerikaner, der 100 Minuten lang eine Hiobs-Botschaft nach der nächsten bekommt. Das ist lustig. Und traurig. Und macht aggressiv. Und ist faszinierend. Und hat anscheinend sehr viel mit der jüdischen Kultur und der jüdischen Attitüde zu tun. Doch über beides weiß ich zu wenig, um mich darüber vernünftig äußern zu können. Ich kann aber sagen, dass "A Serious Man" ein unglaublich kluger und großartig ausgedachter Film ist. Und ich kann nur fassungslos darüber sein, dass die Coen-Brüder einen brillanten Streifen nach dem nächsten drehen.


Aus dem Drehbuchautoren-Alltag

Eine Lektion, die ich beim Drehbuchschreiben in dieser Woche zum wiederholten Male gelernt habe: Wenn man krampfhaft überlegt, wie man die Figuren an einen bestimmten Punkt bringt, sollte man sich fragen, ob sie an diesen Punkt überhaupt wollen. Zum logischen Punkt in der Story kommt man, wenn man die Figuren das tun lässt, was sie logischerweise tun müssen. Allen Nicht-Autoren sei gesagt, dass das oft viel schwerer ist, als man denken könnte.


Filmkunst in 4 Minuten

Am Freitag ist das neue Album von "Wir sind Helden" erschienen. Darauf befindet sich auch dieses Lied, das in 4 Minuten die Handlung von etwa jedem zweiten deutschen Film der letzten zehn Jahre wiedergibt (ab 2:06):



Filmkritik 4: Nur ein Virus? Das haben schon andere vor dir geglaubt - jetzt sind sie tot
The Crazies

Gesehen im: Rex am Ring, Köln, 29. August, 0:10 Uhr
Gesehen mit: Allein mit einem kuschelnden und kreischenden Paar neben sich - Mitternachtskinostimmung deluxe


Das Plakat deutet darauf hin, dass "The Crazies" der 23423947123982734. Aufguss der altbekannten Zombie-Film-Story (Virus, Untote, schreiende Frauen) ist. Es zeigt einen schlurfenden Zombie mit einer blutverschmierten Mistgabel. Auch dass der Film das Remake eines Romero-Streifens ist, bestätigt die These. Doch "The Crazies" ist mehr. Zwar gibt es hier auch das Virus, die Untoten und schreiende Frauen, doch überraschenderweise sind nicht die Zombies die eigentliche Bedrohung. Das habe ich so noch nie in einem Zombie-Film gesehen - wahrscheinlich, weil ich das Romero-Original nicht kenne. Über die Story darf ich nichts verraten, da jeder Satz ein Spoiler wäre. Aber ich kann nur jedem empfehlen, den Film anzuschauen. Denn "The Crazies" ist der beste Horrorfilm des Jahres (wobei das Jahr erschreckend arm an guten Horrorfilmen ist).

In dem Film wird fast alles richtig gemacht: Die Figuren sind gut erzählt, so dass man sich Sorgen um sie macht. Immer, wenn man glaubt, die Handlung vorhersehen zu können, passiert etwas schlimmeres als das, was man vorhergesehen hat. Hinter der Spannung versteckt sich leichte Gesellschaftskritik, so dass der Grusel Tiefe bekommt.

Eigentlich hätte ich in die Positiv-Liste gerne noch den Punkt aufgenommen, dass die Herkunft des Horrors nicht geklärt wird. Doch leider wir am Ende ein klein wenig zu viel erklärt und der Horror dadurch ein wenig entzaubert. In der Negativliste findet sich sonst nur noch ein Punkt: Ich kaufe nicht, dass das Blondchen, das die Hauptrolle spielt, eine Ärztin ist.

Der Rest hat mich geflasht.


Epilog

Sorry, kein Mini-Kinoblog in diesem Blog ohne Spielberg. Dieses YouTube-Video ist ein Autogramm 2.0, würde ich sagen:



Sonntagsbüdchen (7)

Ach ja, es ist ja auch noch Sonntag. Daher heute Büdchencontent, der zu Thema passt:

Freitag, 27. August 2010

Warum sich dieser Blog zur Zeit nur langsam füllt

Wegen
- Superhelden
- Rhein-Nebenflüssen
- Russischen Detektiven
- Bonn
- Traurigen Hunden
und
- Zwei fatalen Femmes

Schon bald füllt sich der Blog mit
- Lustigen Leuten aus Paris
und
- Lustigen Leuten im All

Sonntag, 22. August 2010

Sonntagsbüdchen (6)

Bitte folgenden Text auf diese Melodie singen:

Blauer Schlumpf, Colakracher, Gummibär und saurer Drop

Gemischte Tüten gibt es hier im FC Kiosk
Auch Kippen, Bier und Schnaps, ihr braucht Alk, das Büdchen hat's
Er ist hervorragend sortiert, der FC Kiosk

Freud oder Leid, Zokunft un Verjangenheit
wird diskutiert im FC Kiosk
Man kommt gern hierher zoröck - jeder Kauf bringt neues Jlöck
ein Büdchen, das verbingk - FC Kiosk

Mer Schwöre Dir he op Treu un op Iehr:
Mer stonn zo Dir FC Kiosk
un mer jon zo Dir wenn et sin muss durch et Füer
kaufen immer nur bei Dir FC Kiosk!

Jung oder alt - ärm oder rich
alle kaufen ein im FC Kiosk
Ob dick oder dünn - alle komm' hierhin
hier findet's jeder stark - FC Kiosk!

Mer Schwöre Dir he op Treu un op Iehr:
Mer stonn zo Dir FC Kiosk
un mer jon zo Dir wenn et sin muss durch et Füer
kaufen immer nur bei Dir FC Kiosk!

Mer Schwöre Dir he op Treu un op Iehr:
Mer stonn zo Dir FC Kiosk
un mer jon zo Dir wenn et sin muss durch et Füer
kaufen immer nur bei Dir FC Kölle!

Samstag, 21. August 2010

Hoffentlich ist es im Himmel doch so schön wie hier...

Einer der ganz großen Kulturschaffenden dieses Landes ist tot. Jeder, der es noch nicht getan hat, sollte dieses Buch von ihm lesen. Die Geschichte, die darin steht, hat seit heute leider kein offenes Ende mehr.

Freitag, 20. August 2010

Perlen in und aus der Provinz (9 & 10)


Heute ist meine Zeit als Provinzschreiber für die Kölnische Rundschau beendet. Das bedeutet leider auch, dass es die Provinzperlen in diesem Blog nicht mehr geben wird (okay, vielleicht lässt sich auch die ein oder andere Provinzperle in manchem Kölner Karnevalsverein finden - aber das wäre nicht das selbe).

Zum Abschluss gibt es aber immerhin eine Doppelfolge, so dass die Serie standesgemäß zu Ende geht.


Folge 1 - Eine historische Provinzperle

Meine letzte Geschichte für die Lokalredaktion handelt vom enteigneten Bedburger Rathaus, das ich schon einmal hier thematisiert habe.

Beim Lesen von Unterlagen aus dem Stadtarchiv bin ich auf eine ganz erstaunliche Form der Vergangenheitsbewältigung gestoßen. Ein Mann, der mit anderen Nazis in der Reichskristallnacht durch das Haus der Familie Franken (das heutige Rathaus) wütete - und natürlich nichts anrührte sondern nur den anderen bei der blinden Zerstörungswut zusah - sagt 50 Jahre später:
"Eine Köchin wollte sich mit einem Kochlöffen wehren. Da haben die SA-Leute den Alten Fritz von der Wand gefegt und haben das Bild auf die Köchin geschlagen, so dass sie ,eingerahmt' da stand."
Damit es in der Erinnerung alles nicht mehr so schlimm erscheint, stelle man sich den Überfall also wie eine lustige Dick-und-Doof-Slapstickeinlage vor.


Folge 2 - Der Abschied

Aber ich will Bedburg und sein Schwesternstädtchen Kaster nicht mit einer so finsteren Anekdote verabschieden. Denn in den letzten zweieinhalb Monaten habe ich mich im Schlossstädchen wohl gefühl und bin sehr herzlich aufgenommen worden. Ich denke trotz mancher Provinzperle, dass man sich hier als Lokaljournalist gut einrichten kann.

Daher zum Abschied eine kleine Wohlfühl-Collage für Bedburg und Kaster in den rotstichigen Farben des Heimatfilm-Jahrzehnts. Sie bekommt den Heimatfilm-Titel:

Wiedersehen (im) Schlossstädchen
- einfach mal alles sacken lassen -

Donnerstag, 19. August 2010

Medienevolution live

Kölner Ringe:
Erst machte das Kino zu.
Dann machte die Videothek gegenüber zu.
Jetzt wird zwischen den beiden Ex-Filmtempeln eine spektakuläre Gamescom-Videospiel-Präsentation fürs Wochenende aufgebaut.
Während meiner Studentenzeit (2002-2005) war in diesem Areal mein Bermuda-Dreieck. Regelmäßig verschwand ich hier spurlos, und war nur von den aufmerksamsten Filmnerd-Beobachtern zwischen klebrigen DVD-Hüllen und übervollen Aschenbechern in Joe's Videopalast oder zwischen klebrigen Popcornresten und übersteuerten Dolby-Surround-Boxen im Filmpalast zu finden.
Die Tatsache, dass ich zu der letzten Generation Filmnerds gehöre, die hier untertauchen konnte, macht mich irgendwie traurig und gibt mir das Gefühl, so alt zu sein, wie die bearbeiteten Fotos in diesem Post vorgeben zu sein.
Ich will hoffen, dass die neuen Medien, die die alten verdrängen, irgendwann auch einen sympathischen Ruckzugs-Ort für die nächste Generation schaffen werden.

Dienstag, 17. August 2010

Ich bin dein Opa, Luke

Es wundert mich selbst, dass ich in meinem Blog so lange um das Thema Star Wars herumgekommen bin, wo ich doch ein Typ bin, der Fotos wie dieses von sich machen lässt:
Aber jetzt muss das Thema sein, denn am Wochenende wurde auf der Star Wars Celebration eine Szene aus Episode VI (ja, wahre Nerds reden nicht in Filmtiteln sondern in Episoden) gezeigt, die aus dem Film herausgeschnitten wurde.

Fans wussten, dass es die Szene gibt, gesehen hatte sie bis dahin aber noch keiner von ihnen - weswegen man sich beim Ansehen des folgenden Clips nicht wundern sollte, dass da jede Handbewegung von Luke Skywalker abgefeiert wird wie ein Fußballtor.



Leider mag George Lucas seine Urherberrechte mehr als YouTube, weswegen der Clip nicht mehr zu sehen ist. Ich beschreibe ihn kurz:
Es beginnt mit Darth Vader, der durch einen Gang auf dem Todesstern geht. Er fährt mit einem Aufzug auf eine andere Etage. Schnitt. Vader sitzt in seiner Meditationskugel. Er sagt "Luke... Luke..."
Schnitt zu Luke Skywalker, der auf dem Wüstenplaneten Tatooine in einer Höhle sitzt. Er ist komplett schwarz angezogen. Sein Gesicht ist von einer Kapuze bedeckt. Er sieht fast wie ein Sith aus und hört Vaders Stimme: "Komm auf die dunkle Seite. Es ist der einzige Weg."
Luke hantiert mit einem seltsamen Schraubenzieher an einem Lichtschwertknauf. Dann aktiviert er die grüne Lichtschwertklinge. Jetzt sehen wir, dass R2-D2 bei ihm ist. Luke versteckt das Schwert in dem Droiden. Vor der Höhle wartet C3-PO.

Während der gesamten Szene hört man Star Wars-Fans, die frenetisch jubeln und applaudieren.


Die Nerd-Interpretation der Szene: Vader kommuniziert also mit Luke quer durch die ganze Galaxis. Er ist auf dem Todesstern über dem Waldmond Endor, Luke auf Tatooine - liegt beides im Outer Rim, aber schon so weit auseinander, dass man nur über den Hyperraum von einem Ziel zum nächsten kommt. Über diese Entfernung kann Vader also Luke per Machtfunk anquatschen. Wow... Wieso muss er dann in Episode V Suchdrohnen losschicken, um Luke zu finden? Warum quatscht er ihn nicht da schon mit der Macht an und weiß dann Bescheid, wo er ist?

Luke ist in der Szene schwarz gekleidet, während er in einer kümmeligen Höhle sein Laserschwert baut. Da frage ich mich doch, warum er nicht in Obi-Wans Hütte ist. Denn schließlich weiß jeder Fan, dass Luke die Anleitung zum Laserschwertbau dort findet. Es sieht ganz danach aus, als hätte man vorgehabt, den Zuschauer aufs Glatteis zu führen. Es wäre Lukes erster Auftritt im Film gewesen. Er ist schwarz, er sitzt in einer dunklen Höhle, er labert mit Vader... Wahrscheinlich sollte man denken, dass Luke plötzlich böse geworden ist und dann erleichtert sein, wenn sich herausstellt, dass seine Lichtschwertklinge grün und nicht rot ist. Denn böse Jedi (also Sith) haben rote Klingen. Sehr absurde Mogelpackung - denn warum im Namen der Macht hätte Luke böse werden sollen? Weil er die Begegnung mit Vader in Episode V so viel sympathischer fand, als das Abhängen mit seinen Freunden? Das wäre ja fast so verschwurbelt gewesen, wie so manche dramaturgische Wendung in den Prequel-Filmen. Gut, dass es die Szene nicht in den Film geschafft hat.

Allerdings bestätigt die Szene eine Nerd-Theorie, die ich jetzt noch kundtun muss (und die eh keiner mehr liest, weil kein normaler Mensch soviel Star Wars-Geschwätz am Stück erträgt). Im ersten Moment, in dem wir Luke mit hochgezogener Kapuze sehen, sieht er Palpatine verdammt ähnlich. Da Kinder oft ihren Großeltern ähnlicher sehen, als ihren Eltern, könnte es doch sein, dass Palpatine Lukes Opa ist. Im Drehbuch von Episode III gibt es nämlich diese Szene:

Darth Sidious: All diese Jahre habe ich darauf gewartet, daß Du Dein Schicksal erfüllst. [...] Ich war es, der Deiner Empfängnis den Weg bereitet hat. Mit der Stärke der Macht habe ich die Midichlorianer gezwungen, die Zellteilungen zu beginnen, die Dich einst schufen.

Anakin: Ich glaube Euch nicht!

Darth Sidious: Ahhh, doch Du weißt, daß es wahr ist. Befreie Deinen Geist, und Du wirst die Wahrheit spüren. Es ist beinahe, als wäre ich Dein Vater.

Hätte es beide Szenen in die Filme geschafft, hätte es am Ende von Episode VI also geheißen: "Ich bin dein Opa, Luke." Und das hätte die Midichlorianer im Nerd-Blut mehr zum Kochen gebracht als alle Ewoks und Gungans zusammen.

Sonntag, 15. August 2010

Sonntagsbüdchen (5)

Da ich nur noch fünf Tage als Provinzjournalist arbeiten werde, verabschiede ich mich jetzt schon mit einem Büdchen aus Bedburg. Ja, das ist tatsächlich ein Büdchen und kein heimliches Hinterhof-Lokal, wo man Heroin kaufen kann. Obwohl es am Bedburger Bahnhof liegt, der die Kulisse zum Film "Christane F. II - Auch im Kuhkaff fixen Kinder" sein könnte.

Freitag, 13. August 2010

Run ins Wochenende

Diesen großartigen Clip habe ich auf der Seite von tellanya! gefunden. Dort sammelt ein offensichtlich sehr bücherverliebtes und romantikbedürftiges Mädchen tolle Fotos, Videos, Soundfiles, Links und Zitate. Eine Seite, die sich wie Wochenende anfühlt.

Donnerstag, 12. August 2010

Das Netz ist nur ein Schwanzvergleich



Dieses Video von einer Seite, die vom Vebraucherschutzministerium mitfinanziert wird, hat die Botschaft, dass jeder jederzeit im Internet ohne Hose rumläuft. Oder... Moment mal, da läuft ja nur einer ohne Hose rum und wird von allen anderen angestarrt! Heißt das, dass im Internet alle geschützt sind, nur man selber gibt intime Daten von sich preis? Ohne es zu merken?

Und wieso werden diese Daten preis gegeben? Weil das Internet einem die Hose runterzieht? Oder ist der Typ im Film nicht eher ein Vollidiot, der so blöde ist, dass er vergisst, seine Hose hochzuziehen?

Und welche Daten werden preis gegeben? Das Äquivalent zu einer runtergezogenen Hose kann doch nur etwas so intimes wie Nacktbilder sein. Sehen also alle Menschen im Netz Nacktbilder von mir, sobald ich online gehe? Also selbst dann, wenn sie nur zur gleichen Zeit wie ich bei Amazon einkaufen - oder was sonst ist das Internet-Äquivalent zum Supermarkt? Bis jetzt dachte ich eigentlich, dass die Mit-Kunden im echten Supermarkt mehr von mir sehen können als die Mit-Kunden bei Amazon.

Am Ende kreischt die Supermarktmitarbeiterin, weil der Kerl ihr versehentlich seinen Pimmel zeigt. Ich hatte ja keine Ahnung: Das Internet muss so böse sein, dass es mich wie einen Triebtäter aussehen lässt, wenn ich online bin. Und zwar jeden Tag, wie der Slogan am Ende impliziert.

Liebe Verbraucherschützer, danke, dass Sie mir die Augen geöffnet haben. Ziehen Sie mir bitte jetzt noch meine Hose hoch? Ich kann das nicht alleine.

Mittwoch, 11. August 2010

Spinner-Resozialisierung

Spinner ersetzen die wichtigste Funktion von Raucherabteilen in Zügen. Nirgendwo quatschten fremde Leute auf Zugfahrten mehr miteinandern oder schlossen Arbeitswegfreundschaften. Als Viel-Pendler kann ich sagen, dass es diese Art der Freundschaft nicht mehr gibt, seit in Zügen nicht mehr geraucht werden darf.

Die Kommunikation fing eigentlich immer gleich an. Jemand torkelt abgehetzt ins Abteil und ehe sich die Tür hinter ihm schließt, hat er sich schon eine Zigarette angezündet. Zwangsläufig fällt der Satz: "Leck mich am Arsch, eh man das Raucherabteil gefunden hat, ist der Zug schon in (hier beliebigen Zielort einsetzen)." Bestätigende Nickenbewegungen hinter Dunstwolken, die die Regional-Express-Plastikdecken Raucherzahngelb machen. "Jo, als Raucher wirste immer abgeschoben." - "Wir sind Menschen zweiter Klasse", sagt dann irgendwer und spricht nicht von seinem Bahnticket.

Wie immer führt gemeinsames Schimpfen zu fröhlicher Geselligkeit. Man unterhält sich über seinen Arbeitsplatz und wo man dort überall nicht rauchen darf. Dann über Ehepartner, die das Rauchen nicht tolerieren. Nach drei Hin- und Rückfahrten kennt man die Leute so gut, dass man sie schöne Grüße an die Ehepartner ausrichten lässt, die man über Erzählungen auch zu kennen meint. Da die Klassenzugehörigkeit auf Pendlerfahrten zusammen mit den Rauchwolken und den gelben Decken abgeschafft wurde, rottet sich niemand mehr in Zügen zusammen. Außer, es kommen Spinner ins Abteil.

Heute stieg zum Beispiel einer mit einem vollgeladenen Einkaufswagen in die Regionalbahn - Leergut, ein kleiner Fernseher, Pappkartons, bunter Firlefanz in den Drahtmaschen. Er fluchte und tobte und beschimpfte jeden, dass er mit seinem Wagen zu wenig Platz hat. Er verteilte unfreundlich gemeinte Segensgrüße mit dem Mittelfinger. Nachdem er den halben Zug beleidigt hatte, zwängte er sich mit Wagen in die ehemalige Erste Klasse (die vier Sitze hinter einer Glasscheibe, die mal extra Zuschlag kosteten). Hinter Scheibe und Einkaufswagen schien er abgeschottet genug zu sein, so dass alle Gesegneten kräftig über ihn lästerten.

Die Dramaturgie funktionierte genauso wie damals im Raucherabteil. Einer sagt irgendwann "Aber Spinner gibt es überall", womit man beim Chef wäre, dann beim Arbeitsplatz und zwangsläufig irgendwann beim Ehepartner, die auch Spinner kennen oder selbst Spinner sind. Das Dumme ist nur, dass das Spinnerauftreten nicht zuverlässig jeden Tag aufs Neue passiert. Außerdem steigen die Spinner nicht immer ins gleiche Abteil ein. Das macht Pendlerfreundschaften leider nicht möglich, weil die frühestens nach drei Tagen gemeinsamen Schimpfens entstehen können.

Es wäre also ein schöner Service der Bahn, auf jeder Fahrt in allen Abteilen einen Spinner auftreten zu lassen. Das Programm "Querulant statt Qualm" würde die Pendler langfristig glücklicher machen - auch wenn sie das anfangs wahrscheinlich nicht merken würden.

Montag, 9. August 2010

Perlen in und aus der Provinz (8)

Ich bin ganz schön stolz auf mein journalistisches Patenkind. Noch zwei Wochen muss ich für die Kölnische Rundschau das süße Dorf Bedburg berichterstattend betreuen. Will man bei menschlichen Patenkindern immer, dass sie brav sind, so ist es bei den journalistischen Patenkindern umgekehrt: Sie sollen gefälligst Ärger machen, damit es etwas zu schreiben gibt. In der Hinsicht war Bedburg in letzter Zeit kein gutes Patenkind. Suchte man das Dorf bei Google-Maps, war ein großes Sommerloch auf der Karte zu sehen.

Seit diesem Wochenende ist alles anders. Dank einer zünftigen Schlägerei, die es locker in ein Asterix-Comic schaffen würde, wurde Bedburg nicht nur bei Google-Maps reaktiviert, sondern sogar bei Google-News erwähnt. Und das Dank der dpa, die mein Patenkind tatsächlich für wichtig genug empfunden hatte, um es im Newsticker aufzunehmen:

Bedburg (dpa/lnw) - Massenschlägerei auf einer Party im Rheinland: Ein Dutzend Polizisten und zwei Diensthunde waren in der Nacht zum Sonntag nötig, um 80 Jugendliche in Bedburg zu beschwichtigen. Wie die Polizei am Sonntag in Bergheim berichtete, waren die Streithähne aneinandergeraten, weil ein 19-Jähriger ein 17 Jahre altes Mädchen geschlagen hatte. Unter den Begleitern der beiden kam es daraufhin zum Streit. Als die Beamten mit Diensthunden einschritten, griffen die Jugendlichen auch Polizisten und Hunde an. Nur mit Bissen konnten die Tiere die jungen Männer stoppen. Gegen den 19-Jährigen Schläger und drei seiner Freunde wurde ein Strafverfahren eingeleitet.
Schade, dass die dpa den Kampf mit den Polizeihunden nicht wirklich zu würdigen weiß. Es war nämlich so, dass einer der betrunkenen Kämpfer versucht hatte, einen der Hunde in den Schwitzkasten zu nehmen. Daraufhin wurde er von dem Hund in den Bauch gebissen.

Nochmal fett und kursiv: Er wollte einen Polizeihund in den Schwitzkasten nehmen!

(Der Polizeisprecher meinte anschließend: "Für die Hunde war das ein großer Spaß, die konnten endlich mal das tun, wofür sie ausgebildet wurden.")

Leider war ich selbst nicht da und konnte mein Patenkind an seinem großen Tag fotografieren. Ich hätte sicher so stolz gegrinst wie beim Anschauen dieser Szene, in der mein Heimatdorf beweist, dass ich es genauso lieb haben muss wie das Patenkind-Dorf. Wenn es weiter so fleißig übt, ist es auch bald bei der dpa.


Sonntag, 8. August 2010

Sonntagsbüdchen (4)

Wie angekündigt, gibt es diesen Sonntag das Büdchen zu sehen, das ab dem 1. Oktober das nächste in meiner Nähe sein wird (Trimbornstraße, Köln-Kalk).

Mir gefällt daran sehr der 50er-Jahre-Tante-Emma-Laden-Look der einfachverglasten Schaufensterscheibe im Holzrahmen. Das Fenster scheint so alt zu sein, dass daran schon Nasen plattgedrückt wurden, als das Wirtschaftswunder für leckere Auslagen sorgte. Gepaart mit den 60er-Jahre-Fliesen entsteht ein wunderbares Retro-Feeling.

Positiv ist auch, dass (anders als beim letzten Sonntagsbüdchen) keine Altbier-Werbung die Aneinanderreihung der Kölsch-Reklamen stört. Schade nur, dass der Name des Büdchens einen englischen Begriff enthält. Aber jemand, der in einem Post die Anglizismes Look und Feeling verwedet (und das auch noch in Bezug auf die gute alte Tante Emma!) darf sich darüber nicht beschweren.

Freitag, 6. August 2010

Der Filmemacher des Jahrzehnts


Gesehen im: Cinedom, Köln, 31. Juli, 23.15 Uhr
Gesehen mit: Freundin und viel Schweiß, der in der längsten Warteschlange aller Zeiten vor Kino 4 entstanden ist
"(Inception) feels like it makes more sense than (quite possibly) it does."
-Roger Ebert

Das Zitat von Kritikerpapst Ebert bringt Christopher Nolans Inception ziemlich gut auf den Punkt. In dem Film, der zu großen Teilen in Traumwelten spielt, werden die Regeln von Träumen erklärt, ausgeführt und dann gebrochen. Jeder Traum funktioniert recht geradlinig, doch es schleicht sich immer stärker das Gefühl ein, dass die Regeln nicht immer gelten. Am Ende weiß der Zuschauer kaum, ob die Regeln überhaupt jemals gegolten haben oder ob der gesamte Film nur ein Traum ist, der eine geschlossene Dramaturgie nur behauptet.

Das klingt komplizierter als es beim Ansehen des Films erscheint. Und das ist seine Brillanz. Wenn wir träumen, akzeptieren wir die Logik des Traums. Erst wenn wir aufwachen, fallen uns die Ungereimtheiten auf. Dass Inception genauso funktioniert, macht den Film zu einem genial konstruierten Werk.


Es ist gut, dass der Film noch in diesem Jahr in die Kinos gekommen ist. So lässt sich Inception auch als Zusammenfassung des letzten Kinojahrzehnts lesen. Das zeichnete sich dadurch aus, dass sich zum ersten Mal in der Geschichte des Films alles zeigen ließ, was sich die Künstler vorstellen können. Die digitale Technik hat bisherige Grenzen des Darstellbaren aufgelöst. Was man sich vorstellen kann, lässt sich auch zeigen (wenn die Kohle stimmt). Oder: Was wir träumen können, können wir anderen zeigen.

Inception nimmt das wörtlich. Die Protagonisten des Films können alle an allem teilhaben lassen, was sie sich erträumen können. (Dass der Film dabei schnell viel Pulver verschießt und im letzten Akt weniger atemberaubend ist, als man anfangs erwarten kann, muss ihm leider angekreidet werden.) Die Filmhelden verlieren sich in ihren Träumen (und denen von anderen), sie werden süchtig danach oder verlaufen sich darin. Orientierungslosigkeit macht sich breit. Das ist Nolans Markenzeichen - und es passt perfekt zum Zeitgeist dieses Jahrzehnts.

Nolans Frühwerk Memento handelt davon, dass ein Mensch mit Amnesie sich jeden Tag neu orientieren und seinen Weg finden muss. In seinen Batman-Filmen ist auch der dunkle Ritter auf Sinnsuche und später hilflos angesichts der Unordnung, die sein Erzfeind Joker anrichtet. Einen klaren Weg finden Nolans Helden trotz aller Mühe nie. Vielleicht ist das auch der Kern unserer Welt, in der Kriege oft ohne klare Fronten geführt werden, in der die Wirtschaft durch hilflos zusammengeschnürte Finanzpakete stabilisiert werden muss und in der sich durch das Internet ein unüberschaubares Universum der Vernetzung aufgetan hat.

Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet Nolan den erfolgreichsten Blockbuster gedreht hat, auf dessen Plakat eine bis dato unantastbare Figur der amerikansichen Pop-Kultur durch ein 9/11-Szenario überschattet und beinahe auch verspottet wird?

PS. Würde ich den letzten Jahrzehnten jeweils einen besonders prägenden Regisseur zuordnen, sähe meine Liste spontan so aus:

50er: Alfred Hitchcock

60er: François Truffaut

70er: Martin Scorsese

80er: Steven Spielberg

90er: Quentin Tarantino

Warum das so ist, erörtere ich ein anderes Mal. Dieser Blog ist geduldiger als Papier...

Mittwoch, 4. August 2010

Werbeanzeige

Zum 50. ein Blogeintrag: Wer das Fernsehen liebt und hasst (also es interessant genug findet, um wissen zu wollen, was gerade darin gezeigt wird, aber es zu grausig findet, um wirklich reinzusehen), ist beim Podcast Medien-KuH gut aufgehoben. Einmal in der Woche fassen Dominik Hammes und Kevin Körber (und manchmal auch Stephanie Engels) alle wichtigen Medien-, Fernsehen- und Filminformationen mit Hilfe von sorgfältig angefertigten Stichwortzetteln zusammen.

Dabei geben sie sich in letzter Zeit stark verschwitzt, immer mal wieder uninformiert, aber immer so professionell, dass sie sich gegenseitig siezen. Das hat dazu geführt, dass ihre Stimmen nach 50 Folgen kaum noch von denen professioneller Radiomoderatoren zu unterscheiden sind. Im Gegensatz zu Radiomoderatoren merken sie aber selbst, wenn sie einen schlechten Scherz gemacht haben.

Mich hat die KuH bisher vor allem auf den Strecken Köln-Bergheim, Bergheim-Köln, Köln-Horrem-Bergheim und Bergheim-Horrem-Köln großartig unterhalten, mir das Fernsehgucken abgenommen und mir sehr nette Facebook- und Twitter-Freundschaften mit Herrn Körber, Herrn Hammes und Frau Engels beschert! Und weil alle drei tolle Menschen sind, möchte ich hier für sie Werbung machen und befehle allen 0,2-Lesern, ab Folge 51 die KuH zu hören! (Das macht dann zwei Hörer mehr, wenn es hoch kommt.)

PS. (gibt es PS. überhaupt in Blogs?) Für die Idee, Audiokommentare zu bekannten Filmen zu sprechen, beneide ich sie. Falls die Idee nicht durch das HumschG geschützt ist, werde ich sie irgendwann klauen.

Dienstag, 3. August 2010

Perlen in und aus der Provinz (7)

Keine Sorge, das liest sich nur beim ersten Mal kompliziert: Die Dörfer Bedburg und Kaster wurden mal zusammengelegt. Seitdem befindet sich das große Rathaus in Kaster und das kleine Rathaus in Bedburg. Die Bedburger wollten aber auch ein richtiges Rathaus (eins, das nicht irgendwelchen Juden abgenommen wurde) und daher wurde vor fast 20 Jahren für drei Millionen Euro ein Gebäude gekauft, in dem sich erst ein Toom-Markt und dann ein Bowling-Center befand. Ein Bürgerentscheid war aber dagegen, dass die Verwaltung in den ehemaligen Toom-Markt zieht. Nicht etwa, weil es da ziemlich dunkel ist oder nach verdorbenen Lebensmitteln stinkt, sondern weil die Kasterer nicht wollten, dass sie ihr Rathaus verlieren, weil die Bedburger eins bekommen. Ist eben sehr anstrengend, alle paar Jahre zur Passverlängerung zwei Kilometer zurücklegen zu müssen.

Im nächsten Jahr wird Bedburg eine so genannte "mittlere kreisangehörige Stadt" (oder einfach größer und wichtiger) und bekommt zwei Ämter hinzu. Kein Platz mehr im bisherigen Bedburger Rathaus und nicht genug Platz im Kasterer Rathaus. Jetzt sollen die Ämter aus dem Rathaus in Bedburg doch in den Toom-Markt umziehen, das Rathaus in Kaster bleibt aber, so dass es für die Kasterer keine langen Wege bei der Passverlängerung geben wird. Das alles wird allerdings teuer: Der Toom-Markt muss umgebaut werden, weil er ja noch sehr dunkel ist und die Ämter müssen übergangsweise in ein Gebäude, das auch umgebaut werden muss. Insgesamt ist das alles teurer, als wenn man einfach einen Anbau an das Rathaus in Kaster gemacht hätte, doch dann hätte Bedburg ja kein Rathaus mehr gehabt!
Und Bedburg wollte schon immer um jeden Preis wichtig sein. Im Jahr 1887 beschwerten sich Bürger etwa, dass die Verwaltung viel zu viel Geld ausgeben will, um eine viel zu große neue Kirche zu bauen, obwohl die alte noch gut ist. "Sollte die Kirche nach Ansicht der Königlichen Regierung Cöln zu klein erscheinen, so lässt sich der Chor für wenig Geld ausbauen." Ausbauen und wenig Geld ausgeben mochte man schon damals in Bedburg nicht, weswegen der "Erftdom" St. Lambertus gebaut wurde - und beinahe einstürzte. Denn er wurde (bei vollem Bewusstsein) auf einem Sumpf errichtet und sackte immer wieder ein. Daher schnitt man in den 70ern kurzerhand die Säulen der Kirche durch und machte Silikon dazwischen, so dass das Dach der Kirche eventuelle Schwankungen ausgleicht. (Die schwarzen Stangen im Bild stabilisieren wiederum das Silikon.)
Vielleicht wäre Silikon auch die Lösung für das Rathaus-Problem: Daraus könnte man ein Gummi-Rathaus bauen, das je nach Laune in Bedburg oder in Kaster aufgepustet wird. Das wäre auf jeden Fall lustiger, als das enteignete Ding von heute.

Sonntag, 1. August 2010

Sonntagsbüdchen (3)

Der Mietvertrag ist unterschrieben, am 1. Oktober ziehe ich um. Und damit verlasse ich auch mein Stammbüdchen der letzten zwei Jahre (Esserstraße, Köln-Gremberg), an dem mir drei Dinge besonders gut gefallen haben: Erstens wurden immer als Pfandflaschen klaglos angenommen, auch wenn ich mit bis zu 30 Stück auf einmal kam. Zweitens: Ich fand den Mut immer beachtenswert, in Köln eine Werbung für Altbier genauso groß am Kiosk zu platzieren, wie eine für Kölsch. Drittens: Wenn man Taschentücher kaufen wollte, schaute der Besitzer verschwörerisch, griff unter die Ladentheke und verkaufte einem etwas ganz besonderes für Stammkunden: "Hier, das sind Taschentücher mit Duft!"

Mal sehen, was mein zukünfitgs Stammbüdchen zu bieten haben wird. Ich habe es bereits besichtigt und stelle es nächsten Sonntag vor.